Sehr geehrte Gödenstorfer und Oelstorfer, heute insbesondere liebe Bewohner des Reiherstiegs,
heute Abend wurde die Freiwillige Feuerwehr per Sirene zu einem Einsatz alarmiert.
Sofort setzten sich zahlreiche hilfsbereite Bürger in Bewegung, um jemandem, der sich in Gefahr befand, zu helfen. Dieser Einsatz könnte auch eines Tages bei Ihnen zuhause stattfinden.
Leider mussten wir die schmerzliche Erfahrung machen, dass Privatfahrzeuge von Feuerwehrleuten auf dem Weg zu diesem Einsatz mit Eicheln beworfen wurden. Da fragt man sich dann: Gehts noch? Selbstverständlich sollte man sich vorsichtig auf dem Weg zum Einsatzort machen, aber dennoch kann es in der Hektik passieren, dass der ein oder Kamerad vielleicht nicht ständig auf den Tacho achtet, aber dennoch keineswegs rast.
Für alle, die sich nicht mit dem Begriff "Hilfsfrist" auskennen, sei dieser noch einmal kurz erläutert:
Spätestens 8 Minuten nach der Alarmierung muss die Feuerwehr am Einsatzort sein, um im schlimmsten Fall den Betroffenen noch helfen zu können. Spätestens dann muss vor Ort sofort mit einer Rettung begonnen werden, die erst starten kann, wenn eine Wasserversorgung aufgebaut wurde. Hat man diese aufgebaut, so beginnt möglicherweise eine Personensuche oder es muss jemand aus einer misslichen Lage befreit werden. Die maximale Zeit zur Rettung von Menschen beträgt 17 Minuten nach Einsatzentstehung. Rettet die Feuerwehr eine Person in einem Gebäude später, ist ihre Überlebenschance bereits innerhalb von Sekunden gegen Null gesunken. Diese Zeit ist selbst in höchster Eile kaum zu schaffen.
Da die Feuerwehr bei Alarmierung in den meisten Fällen noch nicht weiß, ob es sich um einen Großeinsatz handelt oder ob nur eine Katze vom Baum gerettet werden soll, ist also Eile geboten, denn es geht hier nicht um Minuten, sondern um Sekunden.
Bitte machen Sie sich dies einmal wieder bewusst. Auch bei Ihnen zuhause und in Ihrer Familie könnte einmal eine Situation entstehen, die Sie ohne fremde Hilfe nicht mehr bewältigen können. Und glauben Sie mir, Sie zählen die Zeit und fragen sich bereits nach ein paar Sekunden, wo die verdammte Feuerwehr denn bleibt, die sich selber zuhause erst einmal anziehen, zum Auto laufen und zum Feuerwehrhaus fahren muss.
Selbstverständlich kommen wir auch weiterhin zu Ihnen, wenn einmal Hilfe angefordert wird, aber es kann nicht sein, dass wir während der Anfahrt beworfen und bepöbelt werden, denn wir opfern unsere Freizeit für Ihr Leben und Ihr Hab und Gut.
Des weiteren ist immer mehr zu beobachten, dass der Reiherstieg mit vielen Autos zugeparkt wird, sodass es nicht mehr jederzeit möglich ist, sich mit Rettungsfahrzeugen unbeschadet einen Weg zu bahnen, ohne befürchten zu müssen, dass man mit den Fahrzeugen in den Graben kippt. Diese Fahrzeuge haben einen Wassertank an Bord! Wenn sie zu weit auf den Grünstreifen ausweichen müssen, kann es sehr schnell zu einem Unglück kommen. Selbstverständlich sind unsere Maschinisten erprobte Fahrer, dennoch kann es nicht sein, dass man im Reiherstieg Slalom fahren muss, um an eine Einsatzstelle zu gelangen.
Trotz allem sind wir natürlich gern weiterhin 24 Stunden an 7 Tagen in der Woche für Sie einsatzbereit und freuen uns jetzt schon darauf, wenn wir Ihnen und Ihrer Familie eine Freude machen können. wenn wir Sie bei unserem Laternenumzug am Samstag begrüßen dürfen.
Hendrik Petersen
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